Bedeutung des Kalevala in der Finnischen Kultur und Geschichte

Zu Lebzeiten Lönnrots war Finnland gerade eine Autonome Region Russlands geworden. Die Schwedische Herrschaft, die bis 1809 bestand, prägte Finnland. So fand die finnische Sprache nur in der bäuerlichen Bevölkerung Verwendung. In den Schulen und Universitäten wurde Schwedisch und Latein gesprochen. Die Verwaltungssprache war ebenfalls Schwedisch. Die einzigen finnischsprachigen Texte waren Gesetzestexte sowie geistliche Literatur. Durch die Veröffentlichung des Epos erhöhte sich die Stellung der Finnischen Sprache. So wurde sie 1902 neben der Schwedischen Sprache als Amtssprache eingeführt.

Bis 1809 haben sich die Finnen nie als eigene Nation empfinden können, was erst mit der Autonomie anders wurde. Als dann im Jahr 1835 die erste Auflage des Kalevala erschien, stärkte dies das Selbstbewustsein und den Glauben an die eigene Kultur und Sprache. Außerdem erregte das Kalevala auch im Ausland Aufmerksamkeit, wodurch die Finnen in das europäische Bewusstsein gerückt wurden. Es wird sogar behauptet, dass Finnland gerade durch das Kalevala zu einer eigenständigen Nation geworden sei. Das neu gewonnene Nationalbewusstsein der Finnen trug auch einen wesentlichen Teil zu der staatlichen Unabhängigkeit bei, die am 6. Dezember 1917 erlangt wurde.

Dieses starke Nationalbewusstsein ist noch heute in Finnland zu spüren. So hat das Kalevala auch heute noch einen besonderen Status in der Finnischen Kultur. Dieser Einfluss ist heute so selbstverständlich, dass man ihn leicht übersieht. Ein Beispiel sind Namen. Besonders häufig tragen Stadtteile, Straßen, Unternehmen und Produkte Namen, die aus dem Epos stammen: "Aino und Ilmari Pohjola, Finnen von heute, wohnen in Oulu in der Kalevalastraße; vorher haben sie in Espoo, im Stadtteil Tapiola gewohnt. Morgens lesen sie die Zeitung Kaleva. Die Familie ist bei der Versicherungsgesellschaft Pohjola versichert. Wenn Besuch kommt, wird der Tisch mit dem Zinnservice Sampo gedeckt, und Aino Pohjola zieht ihren Väinämöinen-Pullover an. Ilmari Pohjola arbeitet bei der Straßenbaufirma Lemminkäinen, Aino Pohjola bei dem Schmuckhersteller Kalevala-Koru. Ilmari Pohjolas Vater war als junger Mann auf dem Eisbrecher Sampo beschäftigt. Aino Pohjola stammt aus einer Bauernfamilie. Auf dem elterlichen Hof wurde das Getreide mit einem Sampo-Mähdrescher geerntet. Die Familie gehörte der Pellervo-Gesellschaft, einer genossenschaftlichen Organisation, an und war bei der Versicherungsgesellschaft Kaleva versichert. Das Sommerhaus der Familie Pohjola liegt am Hiidenvesi. Abends zünden sie ihr Kaminfeuer mit Sampo-Streichhölzern an." (1)

Dies geschah Ende des 19. Jahrhunderts besonders häufig. Heute versucht man aber immer noch Namen zu nehmen, die an Begriffe aus dem Kalevala errinern. Da der Besitz des Sampo Wohlstand und Glück bringen soll, wird dieser Begriff besonders gerne benutzt. Ein weiterer Grund ist, das nicht genau geklärt ist, was der Sampo ist. Aus diesem Grund kann er in vielen Bereichen Verwendung finden: "Beton-Sampo, Schmuck-Sampo, Fitneß-Sampo, Foto-Sampo, Heizungssampo, Teppichsampo, Eisen-Sampo, Futter-Sampo, Sampo-Bingo, Sampo-Isolierung, Sampo-Film [...]" (2)

Weltweit ist das Kalevala das Werk der finnischen Literatur, welches am häufigsten übersetzt wurde. Inzwischen ist es in 60 Sprachen übersetzt, von denen aber noch nicht alle veröffentlicht sind. Bereits im Jahr 1841 erschien die erste Übersetzung in die schwedische Sprache. Das neue Kalevala wurde 1852 zuerst ins Deutsche übersetzt.

 

 

 

Quelle:

(1) Internet, Wikipedia

(2) Internet, SKS