Entstehung der Partnerschaft

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die ersten Städtepartnerschaften auf, die die Menschen von zwei (oder auch bald mehreren) Städten verschiedener Staaten zusammenführten, um die Kriegsfolgen und das Trennende der vergangenen Jahre zu überwinden. Man suchte nicht selten Gemeinsamkeiten als Basis, um so bessere Anknüpfungspunkte zu gewinnen. Aus diesem Denken entwickelte sich auch die Idee der finnischen Tabakstadt Jakobstad/Pietarsaari, mit einer wirtschaftlich gleichorientierten und etwa gleich großen Stadt in Westdeutschland Verbindung aufzunehmen. Durch Vermittlung der Handelsvertretung der Bundesrepublik Deutschland, der späteren Botschaft in Helsinki, wurde der Jakobstader Wunsch über den Deutschen Städtetag und den Deutschen Städtebund dem damaligen Bünder Stadtdirektor Dr. Kümper mitgeteilt. Wie sehr der historische, nämlich außenpolitische und gesamtdeutsche Hintergrund jener Zeit eine Rolle gespielt hat, ist einem Brief des Deutschen Städtetages vom 15.11.1966 zu entnehmen: „Die Handelsvertretung wäre dankbar, wenn der Wunsch der Stadt Jakobstad gefördert werden könnte. Die SBZ ist in Finnland auf dem Gebiet der Städtepartnerschaften sehr aktiv (...). Der finnischen Seite ist sehr an einem Ausgleich gelegen, und die Handelsvertretung bemüht sich, dieses Bestreben zu unterstützen." Sicher unabhängig von derartigen zeitbedingten Überlegungen hatten sich sofort einige Mitglieder des Rates der Stadt Bünde tatkräftig für eine Partnerschaft mit Jakobstad eingesetzt - zu ihnen gehörte Ratsherr Werner Herbrechtsmeier, ab Oktober 1967 Bürgermeister der Stadt Bünde -, so dass Dr. Kümper schon am 5.12.1966 dem vermittelnden Deutschen Städtebund schreiben konnte: "Nach Beratung im Hauptausschuss darf ich Ihnen mitteilen, dass die Stadt Bünde an einem Partnerschafts- oder Freundschaftsverhältnis zu Jakobstad (Finnland) grundsätzlich interessiert ist."

Am 30.5.1967 beschloss der Rat der Stadt Bünde einstimmig, mit der Stadt Jakobstad partnerschaftliche Beziehungen aufzunehmen. (Im Hinblick auf den bevorstehenden Zusammenschluss der Stadt Bünde und des Amtes Ennigloh zu einer Großgemeinde war die Amtsverwaltung Ennigloh bereits im April 1967 offiziell unterrichtet worden).

Durch Vermittlung des Finnischen Städteverbandes gelangte im Oktober erstmals Informationsmaterial der Stadt Bünde nach Jakobstad, dessen Stadtverordnetenversammlung dann am 30.10.1967 den Beschluss fasste, freundschaftliche Beziehungen zu Bünde anzuknüpfen.

Hierüber hatte der damalige Technische Stadtdirektor Thor W. Ljungeld bei seinem ersten Besuch am 3.11.1967 die Verwaltung der Stadt Bünde unterrichtet. Auf diesen ersten direkten Kontakt wurde in einem Brief der Jakobstader Stadtverwaltung vom 23.11.1967 Bezug genommen. Thor W. Ljungeld hatte als Zeichen der nun beiderseits beschlossenen Städtepartnerschaft eine Tischstandarte mit dem Jakobstader Stadtwappen dem damaligen Ersten Beigeordneten Ruschke überreicht.

Jener oben genannte Brief aus Finnland endete mit den Worten: "Wir drücken unsere Hoffnung aus, dass die gefassten Beschlüsse unseren beiden Städten zu Nutzen gereichen werden und ein Baustein im Streben nach Frieden und Freundschaft zwischen allen Völkern sein mögen." Der erst wenige Wochen amtierende neue Bünder Bürgermeister Werner Herbrechtsmeier antwortete zusammen mit Dr. Kümper am 20.12.1967 unter anderem: "Möge auch unsere Partnerschaft zur Festigung jener alten Beziehungen beitragen, die nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen unseren beiden Ländern leider beeinträchtigt, aber niemals vollkommen gelöst wurden."

In diesem ersten Bünder Brief an die Stadt Jakobstad wurden als Termine für die finnischen Besucher der Mai und für die deutsche Delegation der August 1968 vorgeschlagen. Man bedankte sich für den Besuch Thor W. Ljungelds und fügte "ein kleines Weihnachtsgeschenk von den Wahrzeichen der Stadt Bünde" bei. Thor W. Ljungeld erhielt kollegial von Dr. Kümper Bünder Repräsentationszigarren und Presseauszüge über das 50jährige Staatsjubiläum zugesandt.

Bemerkenswert ist, dass die Volkshochschule im Kreis Herford schon im März 1968 der Stadt Bünde Informationen über Finnland (Vorträge, Filme und Ausstellungen) beschaffen will.

 

 

Erste finnische Delegation in Bünde

1968: Erste finnische Delegation in Bünde; Planzen der finnischen Kiefer im Steinmeister-Park

Im April wurden seitens der Stadt Bünde Termin (19.5. - 26.5.) und Programm für den ersten Besuch vorgeschlagen; zugleich bat man um die Erweiterung der finnischen Delegation um "weitere Vertreter aus dem kulturellen und Wirtschaftsleben (...) sowie Vertreter der Jugendorganisationen und Vereine". Im selben Schreiben wurde eine Jugendgruppe des "Bünder Turnvereins Westfalia" (BTW) angekündigt, die auf ihrer Finnlandfahrt auch Jakobstad besuchen wolle und mit dortigen Jungturnern "sportliche und gesellige Treffen durchführen könnte".

Drei große finnische Landesfahnen, 2000 Fähnchen und 25 Wimpel mit den finnischen Nationalfarben sowie 1 Tischbanner und Anstecknadeln mit dem Bünder Wappen wurden bestellt, das Besuchsprogramm - nun für die Zeit vom 20.5. bis 25.5. - war fertig. Am 11.5. meldete sich die finnische Delegation, nur noch vier Personen umfassend, per Telegramm endgültig an.

Inzwischen hatte die Stadt Bünde beziehungsweise die Verwaltungsgemeinschaft Bünde-Ennigloh die hiesigen Kaufleute gebeten, die Schaufenster mit finnischen Fähnchen und Girlanden zu schmücken und finnische Produkte besonders hervorzuheben.

Stadtsekretär Göran Backlund, Studienrätin Margarete Wiek, Johan Edman und Usko Tamminen besichtigten unter anderem das Tabakmuseum, Schulen und Betriebe im Kreis Herford, lernten Dortmund und Münster kennen und erlebten sogar den "Schlesischen Heiratsmarkt" im Bünder Stadtgarten. Sichtbares Zeichen dieser Städtefreundschaft wurde nun die damals im Steinmeisterpark gepflanzte finnische Kiefer.

Auf ihrer vierwöchigen Safari per Auto und Zelt durch Finnland waren 25 Turner und Turnerinnen des Bünder Turnvereins Westfalia um Familie Cramer, Frau Flachmann und Familie Dr. Eicken vom 23. bis 25. Juli 1968 in Bündes Partnerstadt.

 

Erste offizielle Bünder Delegation zu Gast in Jakobstad / Pietarsaari

1968: Erste Bünder Delegation in Jakobstad

Vom 3. - 8. August 1968 erwiderte die erste offizielle Bünder Delegation den finnischen Besuch vom Mai desselben Jahres. Dazu gehörten Bürgermeister Herbrechtsmeier und die Ratsmitglieder Frau Dr. Elsner, Fritz Wortmann, Arnold Hüffmeier sowie von der Verwaltung Stadtdirektor Dr. Kümper und Amtmann Wilhelm Grothaus, ferner als Gewerkschafts- bzw. Sportrepräsentanten Erich Meier und Reinhold Möller sowie der Redakteur Brix Henkel. Der technische Stadtdirektor Thor W. Ljungeld holte die deutsche Delegation am Flugplatz in Vaasa ab.

Besichtigt wurden unter anderem die Firma "Strengberg", die älteste Tabakfabrik Europas, mit ihrem Museum, das Rathaus und Schulen; dann unternahm man auch eine Bootsfahrt im Hafen und zu einigen Schären im Bottnischen Meerbusen und lernte die Sand- und Felsenstrände von Fäboda wenige Kilometer westlich von Jakobstad kennen. Im Schulpark der Stadt wurde als Symbol der Freundschaft zwischen beiden Städten eine Bünder Eiche gepflanzt. Die deutsche Gruppe erlebte auch eine Stadtverordnetenversammlung und immer wieder, vor allem abends die finnische Gastfreundschaft - natürlich auch in der Sauna. Zum Abschied schenkten die Jakobstader Gastgeber der Bünder Delegation eine finnische Fahne, was die Deutschen nachhaltig beeindruckt hatte.

1968: Werner Herbrechtsmeier und Bror Lillquist

 

Fast als Geschenk wurde damals das Angebot der Stadt Jakobstad bewertet, der Stadt Bünde gegen eine geringe Pachtgebühr ein 1 Hektar großes Gelände in Fäboda zur Verfügung zu stellen; hier könne die Stadt Bünde in den nächsten Jahren Ferienhäuser für Familien und Jugendgruppen errichten. Würden dann auch die (damals sechs) anderen Partnerstädte von Jakobstad diesem Anfang folgen, könnte es dort am Meer zu internationalen Jugendbegegnungen kommen. Das Bünder Heim hätte mit Hilfe der Berufsschulen sogar noch relativ preiswert erstellt werden können. Dieser Plan konnte angesichts neuer Aufgaben vor allem zur Verbesserung der Infrastruktur (Kanalisation und so weiter) der 1969 wesentlich größer gewordenen Stadt Bünde leider nicht verwirklicht werden. Alle an diesem Besuch Beteiligten waren sehr zufrieden. "Die Finnen (...) brachten zum Ausdruck, dass noch mit keiner Delegation ein so herzliches Verhältnis bestanden habe wie mit der aus Bünde", erklärte damals Bürgermeister Herbrechtsmeier. Man schied in bestem Einvernehmen und hatte gleich das erste Sportlertreffen für das nächste Jahr verabredet.

 

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