Aufbau der Partnerschaft bis 1978
Bereits im Mai 1969 kam es zu neuen Kontakten zwischen den Partnerstädten: Vom 21. - 25.5. lernten 45 Schüler und Schülerinnen der Höheren Handelsschule Jakobstad mit zwei Begleitern und einem Busfahrer Bünde kennen. Auf finnischen Wunsch wurde ein Fußballspiel gegen deutsche Handelsschüler arrangiert; ferner konnten die Firma „Bünder Glas" und das Tabakmuseum den jungen Finnen gezeigt werden. Erstmals begrüßte Siegfried Moning (er war im Zuge der zum 1.1.1969 vollzogenen Gebietsreform zum Bürgermeister gewählt worden) eine finnische Reisegruppe.
 |
Der Sport verbindet seit diesem Sommer junge Menschen der beiden Partnerstädte: Die Jugendabteilung der Sportgemeinschaft Bünde 08 fuhr im Juli 1969 per Schiff und Bahn mit 37 Teilnehmern nach Norden und trug einige Fußballspiele aus: Es gab Niederlagen, Unentschieden und Siege gegen die finnische Vereine "Into" und "Jaro". Neben den sportlichen Begegnungen standen das übliche Besichtigungsprogramm mit Stadtrundfahrt und so weiter, aber auch das Baden und Sonnen in Fäboda auf dem Programm. Dieser erste richtige Kontakt von Verein zu Verein war "einfach wunderbar". Zu dieser von Reinhold Möller geleiteten Delegation gehörte im Auftrag der Volkshochschule auch Ulrich Müller, Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und VHS-Dozent für Schwedisch; er erkundete mit seiner Kamera Jakobstad und Umgebung. Die damals gesammelten Erfahrungen kamen ihm als Fahrtleiter bei 3 späteren Studienreisen durch Finnland zugute. Je ein Student aus Jakobstad und aus Bünde arbeiteten als Praktikant in der Partnerstadt. Für die "Finnland-Orientierung" der Stadt Bünde spricht unter anderem die damalige Unterstützung des deutschsprachigen Vorlesewettbewerbs der finnischen höheren Schulen (Geldspende und für die Preisträger Buchgeschenke und Einladungen nach Bünde).
Das Jahr 1970 bescherte der Partnerschaft nur den Aufenthalt zweier finnischer Praktikanten in Bünde; um so lebhafter verliefen die beiden folgenden Jahre!
Im Frühjahr 1971 vereinbarten nach privaten Besuchen die Vereine "Jakobstads schackklubben" unter Torvald Perman und die "Schachgemeinschaft Bünde 1945 e.V." mit dem Vorsitzenden lochen Zülsdorf ein Fernschachturnier, das die Bünder nach 18 Monaten mit 8,5 :3,5 gewinnen konnten. 1973/74 lief dann der zweite doppelrundige Fernschachwettkampf.
Vom 31.3. bis zum 5.4.1971 frischten Mannschaften der Jakobstader Vereine "Into" und "Jaro" mit mehreren Fußballspielen die freundschaftlichen Beziehungen aus dem Jahr 1969 wieder auf. Seit dieser Zeit steht der Torwart und spätere Jugendtrainer Trygve Kummel in freundschaftlicher Verbindung zu mehreren Bünder Familien; das ist jenseits aller offiziellen Kontakte verwirklichte Städtepartnerschaft im besten Sinne!
 |
Zur schönsten Zeit, nämlich um "Midsommar" beziehungsweise finnisch "Juhannus", reisten 17 Schülerinnen einer 11. Klasse des "Neusprachlichen Mädchengymnasiums Bünde", 1 Schüler sowie Hans-Wilhelm und Adelheid Münch mit der Ostseefähre "Finnhansa" von Lübeck nach Helsinki, besichtigten die finnische Hauptstadt und fuhren per Bahn in Richtung Jakobstad. Alle Schülerinnen konnten als Gäste des schwedischsprachigen „Jakobstads Gymnasium" privat untergebracht werden. Besichtigungen und Busfahrten unter anderem zum Bauernhofmuseum in Evijärvi und nach Seljes führten neben festen Treffzeiten die Gruppe immer wieder zusammen. Für das nächste Jahr wurde auch gleich der Gegenbesuch vereinbart.
Der Kanu-Club Bünde war vom 1. - 29.7. mit einem Bus und Bootanhänger unterwegs auf Finnland-Tour und besuchte dabei auch Jakobstad.
Vom 3. - 19.6.1972 lernten jene finnischen Schülerinnen, in deren Familien 17 Bünder Mädchen im Juli 1971 zu Gast gewesen waren, die deutsche Partnerstadt kennen. Sie gingen an den letzten Tagen des Schuljahres noch mit in die Schule und erlebten dann auf ganztägigen Fahrten Hannover und den Harz mit der innerdeutschen Grenze. Eine unvorhersehbare Gelegenheit, die Städtepartnerschaft zu festigen, ergab sich an einem Freitag: Einige der Gastschülerinnen umrahmten mit finnischen Liedern das standesamtliche Trauungszeremoniell des deutsch-finnischen Paares Bärbel Harras/ Boes Lindh.
 |
Etwas später (24.6. - 9.7.) waren der Shanty-Chor und die Marinejugend der Marinekameradschaft Bünde auf Nordkurs. Während die meisten Erwachsenen per Pkw nach Finnland reisten, kämpften die mit einem Segelkutter über die Ostsee fahrenden jüngeren Teilnehmer auf Hin-wie auch Rücktour gegen widrige Winde. Schöne sonnenreiche Stunden am Strand von Fäboda, Stadtrundfahrt, Rundflüge, Chorkonzert und Bordfest ließen trotz der vielen Mücken und der damals manchmal noch recht übelriechenden Abgase der Papierfabrik diese Seefahrt mit dreitägigem Aufenthalt in Jakobstad doch zu einem schönen Erlebnis werden.
Im Jahr 1973 gab es neben dem Studenten- und Praktikantenaustausch (8 junge Finnen arbeiteten während ihrer Sommerferien in Bünde) drei Delegationsbesuche auf der kommunalen Ebene: Anlässlich der Feier des 100jährigen Bestehens der schwedischsprachigen Volksschulen in Jakobstad reisten Bürgermeister Moning und Stadtdirektor Buddemeier im Mai für wenige Tage dorthin.
 |
Auf Einladung der Stadt Bünde weilte hier vom 11. - 18.6. zusammen mit dem technischen Stadtdirektor Thor W. Ljungeld eine Delegation von 7 Mitgliedern des Rates und der Verwaltung der Stadt Jakobstad. Besichtigungen der Firmen "Staloton", "Bünder Glas" und "Brauerei Felsenkeller Herford" sowie der Löhner Berufsschule "August-Griese-Schule" und der Altentagesstätte Bünde-Südlengern wurden durchgeführt; daneben konnten die Finnen an einer Sitzung des Bünder Stadtrates teilnehmen; gesellige Stunden in Familien oder in größerem Kreis rundeten diese deutsch-finnische Begegnung ab. Ganz besonders dankten die Gäste aus Jakobstad dem Kanu- und Segel-Club Bünde und der Familie Grothaus für die "großartige Aufnahme und Bewirtung unserer Delegationsmitglieder". (Stadtamtmann Wilhelm Grothaus wurde in den 70er Jahren gegenüber Schülern und Praktikanten zum "Finnenvater, der per Amt und privat für Unterkunft und vor allem für Ferienjobs sorgte).
 |
Der Bünder Gegenbesuch fand vom 3. - 8.8.1973 statt. Die Delegation bestand aus drei Ratsherren der SPD (H. Voß, W. Brenne, H. Ortmeier), zwei Ratsherren der CDU (U. Schrepel, G. Eicker) und einem Ratsherrn der FDP (G. Klausmeier). Die Verwaltung wurde vom ersten Beigeordneten Karl Hagemeier vertreten; der Journalist J. Schulz berichtete für die Bünder Presse von dieser erlebnisreichen Fahrt, die unter anderem zur Lotseninsel Mässkär und sogar über den Bottnischen Meerbusen zur schwedischen Hafenstadt Skelleftea führte. Im übrigen gab es die bekannten Industriebetriebe Schauman, Strengberg und Nautor zu besichtigen. Als Mitglied von Verwaltung oder Rat erörterte man Projekte wie Gartenbau- und Freizeitanlagen, Wasserversorgung und Kanalisation sowie das Schulwesen. Wie schon zuvor in Bünde wurde auch jetzt wieder auf die notwendige Förderung des Jugendaustausches hingewiesen.
Dem entspricht wohl die hohe Zahl von 11 finnischen jugendlichen, die 1974 als Praktikanten in Bünde und Umgebung arbeiteten. Zu den Firmen, die in diesem Jahr und auch später jungen Finnen und Finninnen einen Arbeitsplatz in den Sommerferien anboten, gehören die Zigarrenfabrik Andre, "Bünder Glas", das Kurhaus Ernstmeier, EWB (Energie und Wasserversorung Bünde), aber auch die Stadt Bünde selbst (Verwaltung, Bauhof) und die Sparkassen.
Daneben bestehen private Kontakte, die ohne jede Delegationszugehörigkeit entstanden sind, wie zum Beispiel zwischen Familie Martin und Ingeborg Glienke hier und Familie Slote in Jakobstad, die bis heute die Menschen im Bünder Raum mit denen in Finnland verbinden.
Im folgenden Jahr (1975) nutzten erneut 11 junge Jakobstader die Chance, per Job in den Ferien ihre Kenntnisse der deutschen Sprache zu verbessern und zugleich deutschen Jugendlichen zu begegnen.
Im März erkundeten 2 Mitglieder des Jakobstader Jugendrates und ein Jugendsekretär unter anderem beim Bünder Stadtjugendring Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit hiesigen Institutionen und Vereinen.
20 Schülerinnen und Schüler, fast alle vom Bünder Gymnasium am Markt, reisten vom 11. - 30. Juli 1975 unter Begleitung von Hans-Wilhelm und A. Münch nach Jakobstad und Helsinki. Bis auf vier Mädchen, die privat untergebracht werden konnten, fand die Gruppe im Internat der Berufsschule Unterkunft; denn während der finnischen Sommerferien leben wie auch anderswo viele Jakobstader Familien idyllisch, aber ein wenig beengt in den Sommerhäuschen an einem Seeufer.- Für die Bünder Jugendlichen gab es dennoch keine Probleme; sie waren viel am Strand von Fäboda, erkundeten die Stadt und ihre nähere Umgebung und erhielten nach einem ersten Bericht in der Lokalpresse zahllose private Einladungen. Höhepunkte waren die Besichtigungen der Firmen „Schauman" und „Nautor", ferner Besuche in einer Nerzfarm und in der Jakobstader Speiseeisfabrik sowie eine Rundreise durch Österbotten zum Folklore-Festival in Kaustinen.
Im Juli 1976 erwiderte eine kleine Gruppe Jakobstader Schülerinnen den 1975´er Besuch des Gymnasiums am Markt in der Partnerstadt; außerdem waren 6 Praktikanten und eine Jakobstader Familie hier.
Eine geplante Fahrt von Vertretern des Stadtjugendringes nach Jakobstad konnte nicht durchgeführt werden, weil man dort „ein großes Austauschprogramm mit den anderen (neun) Partnerstädten" habe und „nicht alle Freunde gleichzeitig sehen" könne.
 |
1977 kamen auf Einladung der Stadt sieben Jakobstader Sportler nach Bünde, um alte Vereinskontakte aufzufrischen und neue anzuknüpfen. Diese Initiative führte dazu, daß im Jahr 1978 20 Sportler und Sportlerinnen mehrerer Vereine und 4 Vertreter von Rat und Verwaltung der Stadt Bünde (H. Voß, F. Wortmann, W. Kuschel und H.-H. Kleinemeier) zur finnischen Partnerstadt reisten (20. - 30. 7.). Es wurden neben Stadtrundfahrt und Besichtigungen sowie geselligem Zusammensein Gespräche über eine Intensivierung der sportlichen Verbindungen von Verein zu Verein geführt. - Für einen Tag weilten 20 Vertreter des Jakobstader Stadtrates, die einen Kongreß in Kiel besucht hatten, in ihrer Partnerstadt Bünde. - 1977/78 haben je eine Mannschaft zu 10 Teilnehmern der Schützenvereine in Jakobstad und in Bünde über mehrere Monate hinweg einen Fernwettbewerb im Pistolenschießen per zugesandter Schießkarten ausgetragen.
