Zu Gast bei Freunden im Urlaub 2010

Die Abfahrt ist etwas aufregend denn erstmalig fuhren wir mit unserem neuen Wohnmobil am 3. 7. 2010 über Seesen, Braunschweig, Berlin, Stettin nach Gdynia(Gdingen). Nachdem ein wenig von der Stadt besichtigt war, übernachteten wir im Hafen. Am nächsten morgen um 8:00 Uhr einchecken und ca. 4 km bis zum Warteraum vor der Fähre Nordlink der Reederei Finnliner. Die Seefahrt war ruhig und ohne besondere Anmerkungen, außer, dass man bei der Ankunft in Vuosaari nicht eine so schöne Aussicht auf die Stadt bzw. Umgebung hat wie in Helsinki. Das gibt der Industriehafen nicht her!

Nach der Ankunft in Helsinki Vuosaari waren wir 30 Minuten später bereits auf der Strecke nach Norden über Lahti, Jyväskylä, Viitasaari nach Pyhäjärvi. Dort ankommen am Campingplatz Emolahti gegen ca. 14:00 Uhr den Platz eingenommen und Fahrräder abgebaut und sofort ab, die 5 km ins Partnerdorf nach Kirkonkylä.

An der Kreuzung des Ortes haben wir zunächst den Neubau des neuen Dorfhauses besichtigt - die Arbeitsstelle der kommenden Tage. Natürlich gleich etliche Freunde und Bekannte getroffen und unsere anderen 3 weiteren Reisenden aus Hagedorn (Flug und Leihwagen) in ihrem Mökki besucht. Wunderschön am See gelegen. Insgesamt sind es dort 3 Gebäude mit Bootssteg am Pyhäjärvi.

Gegen Abend die Vorstellung des Sommertheaters angesehen und dabei viel gelacht. Auch wenn die Sprache nicht verstanden wird, so sind es Mimik und Geesten die einem alles verstehen lassen. In der hellen Nacht mit dem Rad wieder zurück nach Emolahti und sehr gut geschlafen. Der nächste Tag begann mit Frühstück und dann ab mit dem Rad zur "Arbeit".

Wir haben die Aufgabe übernommen, den Fußboden in der oberen Etage zu verlegen. Fußbodenbretter, an zwei Seiten genutet und gefedert, mussten verdeckt geschraubt werden. Die Isolierung der unteren Etage war bereits in den ca. 60 cm tiefen Deckenhohlraum eingeschüttet worden. So haben wir zunächst über Bohlenstege und später über unseren Fußboden die Fläche bearbeitet. Wo eines Tages Wände den Raum trennen mussten wir Aufnahmebalken einbringen. Zwischen durch wurde wieder besprochen was wohin gehört und auch der Architekt musste zu einigen Details Stellung nehmen. Es ist der heißeste Sommer seid 40 Jahren und dementsprechend sind wir (beide Reinhard`s) ganz schön fertig und durstig. Wasser und Säfte sind reichlich vor Ort. Gegen 10:00 Uhr ist kleine Frühstückspause (Kaffee und Pulas) um 11:30 Uhr wird im Traditionshaus Mittag gegessen.

Nach dem guten Essen, für alle die am Bau beschäftigt waren, ein kurzer Sprung in den See zur Erfrischung und wieder zur Baustelle um dann gegen 15:00 Uhr Feierabend zu machen. So schafften wir es in nur einer Woche den kompletten Boden mit Holz auszubauen.

Nachmittags war für uns hauptsächlich Treffen am Mökki mit grillen, Trinken und schwimmen und Boot fahren und, und, und. Abends fuhren wir beide dann wieder zurück zum WOMO in Emolahti.

Unsere drei Frauen haben derweil im Traditionshaus ihre Backkünste zum Besten gegeben. Die ca. 40 Aktiven des Sommertheaters sind an 2 Tagen in der Theaterpause mit Kaffee und Torten versorgt worden. Alles unsere heimischen Rezepte und somit für die Freunde am Pyhäjärvi neuer Gaumenschmaus.

Gemütliche Abende am See und in Familien waren mehrmals angesagt. Neben dem Helfen am Bau war sehr viel Freizeit für uns, sodass es durchweg auch wieder ein wunderschöner Aufenthalt bei Freunden war.

Nach 10 Tagen hieß es für uns beide Abschied nehmen denn wir wollten noch ca. 16 Tage durch das Land fahren und bestimmte Regionen sehen und erleben.

Unsere Arbeit war bis hierhin abgeschlossen und am Donnerstag sagten wir nakemiin (tschüßßß).

Zunächst nach Vuolijoki - ein Abstecher zu Mailis Haus war eingeplant - fuhren wir über Kajaani (Übernachtung) nach Kuhmo. Das kalevala Spirit Kuhmoist ein Erlebnisreich mitten in der Natur. Hier kann der Besucher mit allen Sinnen dem finnischen Nationalepos Kalevala und seiner Bedeutung für unser Leben heute nachempfinden.

Weiter fuhren wir über die Strasse 912 (die Via Karelia) bis an die Russische Grenze nach Vartius. Reger Grenzverkehr hauptsächlich LKW`s mit Holz konnte bestaunt werden. Kurze Zeit später war die unsichtbare Grenze von Lappland überquert. Schon 30 km weiter ist das erste Rentier uns über den Weg gelaufen d.h. gestanden denn es machte gar keine Anstalten zu fliehen. So "halbzahm" sind diese Tiere. Anfassen lassen sie sich nicht aber sie haben ihre Ruhe weg.

Sehr beeindruckende und ergreifende Museen - insbesondere Raate - der Geschehnisse des Winterkrieges haben wir besichtigt. Raate ist ein bedeutendes Mahnmal für den Winterkrieg 1939/40. Tausende großer Steinbrocken erinnern an die Toten dieses Krieges. Die 110 Glocken an dem Mahnmal erinnern an die 110 Tage in denen diese vielen Menschen in diesem Krieg ihr Leben verloren.

An Suomussalmi vorbei sind wir weiter die B 63 bis zu Campingplatz Kylmäluoma gefahren. Alles bei wunderschönem und warmen sommerlichen Wetter. Der Platz liegt etwas abseits der Strasse und wunderschön in einem Talkessel am See. Die Sauna war geheizt und machte mit den anderen Gästen zusammen sehr viel Spaß.

Am nächsten morgen dann weiter zum Kuusamon Suurpetokeskus. Das ist ein auf große Raubtiere spezialisiertes Naturzentrum bei Ahola ca. 30 km südlich von Kuusamo. Braunbären, Füchse, Nordluchse und Vielfraße kann man hier beobachten.

Nach einem Besuch hier fuhren wir anschließend weiter nach Kuusamo - erst in die Stadt und dann ca. 7 km nördlich zum Campingplatz Matkajoki, auch wieder sehr schön am See gelegen. Im Anmelde Büro hat der Platzwart Kugelschreiber gesammelt und an Drähten unter die Decke aufgehängt. Nach seinen Angaben sind es 22.000 Stück - nachzählen hatte keinen Sinn aber es sah so aus das es stimmte. Hier blieben wir 2 Nächte und waren mehrfach mir dem Fahrrad in der Region unterwegs. Rentiere liefen einem tatsächlich über den Weg und man gewöhnte sich an diesen Anblick. Kuusamo ist ein Feriengebiet mit ungestörter Ruhe in der typisch nordischen Natur. Wir haben sehr viel über die Region und den Naturschutz am Oulankajoki erfahren - der Nationalpark Oulanka reicht bis nach Russland hinein-. Unsere nächste Reise wird voraussichtlich ausschließlich dieser Nationalpark sein. Der ca. 80 km lange Karhunkierros Wanderweg hat uns außerdem sehr neugierig gemacht.

Über Posio führte uns die Strecke durch eine wunderschöne Moor- und Waldlandschaft weiter nach Ranua. Unterwegs an einem Rastplatz hatte Karin die ersten Moltebeeren entdeckt die wir überhaupt gesehen hatten. Natürlich wurden etliche Bilder gemacht denn so was will festgehalten werden.

In Ranua haben wir den nagelneuen Campingplatz am Tierpark angefahren. Dieser Tierpark mit ca. 200 Tieren ist der nördlichste des Landes. Am nächsten Tag war dann auch der Zoobesuch angesagt. Dieser Tierpark ist einzigartig, vielseitig und sehr Flächengroßzügig in natürlicher Umgebung aufgebaut. Die Tiere hatten allemal sehr viel Auslauffläche. Ebenso werden die Besucher ausschließlich über Holzstege durch den gesamten Zoo geführt sodass die Vegetation nicht zertreten wird. Aus der Arktis sind hier Eisbären, ansonsten nur Tiere aus dem nordeuropäischen Gebieten zu sehen. Zwei Nächte sind wir an diesem Ort geblieben um dann weiter, nun wieder in Richtung Süden, über Pudasjärvi zunächst bis zum Platz Puolankajärvi zu fahren. Hier ist in der Nähe der Wasserfall des Heinijoki. Natürlich sind wir da gewesen und haben uns trotz der Feuchtigkeit, Schwüle und Mücken den 23 Metersturz angesehen. An den Bäumen wuchsen durch die hohe Feuchtigkeit lange Flechten die imposant aussahen. Angesichts dieser Wildheit und Abgeschiedenheit der Wälder überrascht es immer wieder welche Naturschauspiele hier versteckt sind.

Über Nebenstrecken verlief unsere Fahrt sehr ruhig an Sotkamo und Nurmes vorbei bis nach Lieksa. Hier waren wir für zwei weitere Tage in Timitraniemi Camping. In Lieksa wurden wir von einem freundlichen Menschen auf eine musikalische Veranstaltung am Ortsrand hingewiesen. Er musste wohl gemerkt haben das wir Touristen sind. Neugierig sind wir mir den Rädern dort hin gefahren und haben eine sehr schöne musikalische Veranstaltung eines Militär Orchester mit Sologesängen erlebt. Ein Karelisches Museum mit über 60 Gebäuden aus der alten Zeit war ebenso sehenswert und lehrreich wie auch der Stadtrundgang mit den verschiedenen Kapellen und Kirchen. Ein besonderes "Sommerereignis" konnten wir in der Innenstadt erleben: Ein Biathlon Meisterschaftsrennen auf Skirollschuhen wurde hier ausgetragen. Irre mit welchen Geschwindigkeiten es hier über das Pflaster ging. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Und hier in Lieksa zeigte sich mal wieder wie klein die Welt ist. An einem abendlichen Spaziergang blieb ein Auto vor uns am Rand stehen. Zunächst nichts ungewöhnliches aber unsere Freunde aus Kirkonkylä stiegen aus da sie uns erkannt hatten. Kari und Tarja hatten einige Tage frei gemacht und sind hier u. a. in Lieksa geblieben. Und weil in der Stadt wegen der Biathlon Meisterschaft alles an Zimmern ausgebucht war haben sie eine kleine Hütte auf unserem Campingplatz bekommen. Der gemeinsame Abend ist noch lange in Erinnerung.

Und weiter ging die Fahrt an Kesälahti vorbei zunächst nach Imatra. Das größte Wasserkraftwerk Finnlands am Vuoksi hatten wir besucht. Gigantisch wie die Wassermassen abendlich abgelassen werden und den Imatrankoski herunterstürzen. 

Die Nacht wurde in der nächsten Stadt Lappeenranta verbracht. Huhtiniemi war schön aber auch der unruhigste Platz, da in der gesamten Nacht ein Betrieb am anderen Ufer durcharbeitete. Nun ging die Fahrt bis an die Ostsee weiter. Auf schönen Nebenstrecken über Hügel und vielen Kurven kamen wir nach Hamina Camping Pitkäthiekat. Dieser Platz war der krönende Anschluss unserer Reise. Wunderschön an der Ostsee gelegen mit viel Wald. Mit den Rädern haben wir die Stadt Hamina (Fredrikshamn) besucht und erlebt. Die alte Garnisonsstadt ist wunderschön erhalten und besonders sehenswert. Hier wird man mit der Geschichte und der internationalen Politik konfrontiert. Bereits 1783 trafen sich in der kleinen Stadt die Russische Kaiserin Katharina die Große und König Gustav III. von Schweden. Ein riesiger Holzstier erinnerte an ein Festival im Hafen der Stadt. Aber auch in der Ostsee baden war ein Traum. Viel zu schnell sind die Tage vergangen und schon war Helsinki wieder das Ziel der Reise. Auf dem Parkplatz am Olympiastadion hatten wir uns mit Mark Saba verabredet. Mark war bis 2007 Pfarrer in Kirkonkylä und hatte uns auch bereits in Hagedorn besucht. Ein fröhliches wieder sehen fand somit am "Womo" auf dem Parkplatz statt. Wir hatten immer noch genug Zeit noch einmal die Innerstadt und den Hafen zu erlaufen. Stockmann hatte noch Mitbringsel und dann fuhren wir hinüber zum Industriehafen und erwarteten die Ankunft unserer Fähre. In der Warteschlange war vielen, ebenso wie uns, ein wenig Wehmut anzusehen denn hier endet die so genannte schönste Jahreszeit. Auch für uns war es wieder soweit.

Auf See konnten wir in der Ferne Estlands Gewitter toben sehen. Die Blitze schlugen bis ins Wasser. Ansonsten haben wir bei steifem Wind eine schöne Seenachtfahrt bis Polen gehabt und auch die Autoreise nach Hause verlief sehr ruhig.

Dies war wieder ein finnischer Sommer eingebettet in einem wunderbaren Erlebnis. Nicht nur weil man die Freunde wieder getroffen hat. Die abwechslungsreiche Fahrt mit den malerischen Städten und den zahlreichen Seen garantieren einen Sommerspaß. In der Weite Lapplands, wo die Sonne fast nicht untergeht fühlten wir uns sehr wohl. Dieses Land hat sehr viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt - großartige Natur, glitzernde Seen, beeindruckende Sehenswürdigkeiten und auch vielfältige Aktivitätsangebote.

Schon heute freuen wir uns auf die nächste Tour nach Finnland, denn: Nach dem Urlaub ist wieder vor dem Urlaub!


Reinhard Otte

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