Die Reisen durch Finnland

Während er darauf wartete, sein Medizin Studium fortsetzen zu können, wurde sein Interesse, die Volksdichtungen aufzuschreiben immer größer und er beschloß im Sommer des Jahres 1828 seine erste von 11 Reisen nach Nordkarelien in die Provinz Samo zu unternehmen: "Er wollte seinen eigenen Worten nach: "mehr vom eigenen Land sehen, dessen Sprache in ihren einzelnen Dialekten kennenlernen, vor allem aber die Erzeugnisse von dessen eigenartig schöner Volksdichtung aufzeichnen" (1)

Am Anfang seiner ersten Reise fand er kaum Material. Erst als er in Ostfinnland auf Menschen traf, die die alten Volksdichtung noch kannten war er erfolgreich. Besonders Juhana Kainulainen aus Kesälahti half ihm bei den Aufzeichnungen der Gesänge und Zaubersprüche. Von ihm zeichnete Lönnrot ganze 3 Tage Lieder und Zaubersprüche auf und kehrte erst im Herbst mit rund 6000 Versen zurück. Aus dem gesammelten Material entstand das Reisetagebuch Vandraren ("Der Wanderer") und vier Lyrikbände Kantele.

Für seine zweite Fahrt, die dieses mal nach Weißmeerkarelien gehen sollte, bekam er von der SKS ein Stipendium. Die Reise musste er allerdings unterbrechen, da in Helsinki eine Choleraepidemie ausgebrochen war und er als Arzt dort gebraucht wurde. Er konnte die Reise jedoch ein Jahr später erneut antreten und zeichnete erneut 3000 Verse der epischen Lieder und Zaubersprüche auf, diesmal vom Runensänger Trohkimaińi Soava.

Im Jahr 1833 erhielt Lönnrot eine Stelle als Kreisarzt in Kajaani, welches näher an Weißmeerkarelien lag: "Ein neuer Publikationsplan entstand: alle Lieder sollten, abhängig von den jeweiligen Haupthelden, als getrennte Zyklen veröffentlicht werden."

Im Herbst des gleichen Jahres unternahm Lönnrot seine vierte Reise und traf in den weißmeerkarelischen Dörfern auf "eine überaus lebendige Tradition des Liedersingens." (1)

Ontrei Malinen sang ihm an zwei Tagen um die 800 Verse. Vaasila Kieleväinen, ein alter Zauberkundiger, konnte die zentralen Themen der alten Lieder genau erläutern und erklärte, wie die einzelnen Motive zu verbinden seien. Dies war von hoher Bedeutung für den Aufbau des Kalevala.

Nach dieser Reise machte sich Lönnrot nun daran, seine Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Die Lieder und Zaubersprüche seiner ersten Reise wurden in einem Heft namens Kantele veröffentlicht wohingegen die Aufzeichnungen seiner Reisen von 1833 in 3 Manuskripten veröffentlicht wurden: Lemminkäinen, Väinämöinen und Naimakansan virsiä ("Lieder des Brautvolkes", eine Sammlung von Hochzeitsliedern). Die Veröffentlichungen entsprachen allerdings nicht Lönnrots Ziel: "eine geschlossene Dichtung, ein großes Epos nach dem Vorbild von Homers Ilias und Odyssee sowie der altnordischen Edda", weshalb er noch im Dezember 1833 schrieb: "Im Winter Gedenk Ich wieder nach dem Gouvernement Archangelsk zu fahren, und ich höre nicht eher auf zu sammeln, als bis diese Lieder eine Sammlung ergeben, die den halben Homer ausmachen," (1)

Die erste einheitliche Dichtung aus 5000 Versen mit Namen Ukalevala entstand. Da diese aber noch nicht Lönnrots Zielen entsprach reiste er im April 1834 noch einmal nach Weißmeerkarelien. Dort sang ihm Arhippa Perttunen an zwei Tagen 4000 neue Verse.

Quelle: (1) Internet, SKS